Fast Fashion und seine Folgen

Der aktuellen Situation geschuldet haben wir alle sehr viel Zeit zuhause. Viele backen Bananenbrot, veranstalten Serien-Marathons, machen verrückte Experimente mit ihren Haaren und: misten ihre Klamotten aus. Vor den Altkleidercontainern stapeln sich die Säcke und Kisten, die Organisationen für Kleiderspenden können nichts mehr aufnehmen und keine*r weiß, wohin mit all den überschüssigen Klamotten. Oftmals wird gebrauchte Kleidung in ärmere Länder exportiert, auch das fällt momentan weg. Laut Sabine Ferenschild vom Südwind Institut ist der massenhafte Export gebrauchter Kleidung in ärmere Länder ohnehin eine Fehlentwicklung, da dies verhindere, dass dort eine eigene, regionale Bekleidungsindustrie wachsen könne. 

Die Folgen von Fast-Fashion

Als die einschlägigen Fast Fashion Bekleidungsgeschäfte geschlossen wurden, war es Mitte März, wenn sie wieder öffnen ist es aber schon fast Sommer. Was passiert mit den Sachen, die in Massen für diese Ketten produziert wurden, aber nicht verkauft werden können? Aufgrund der ständig wechselnden Trends haben Bekleidungsketten teilweise bis zu 24 verschiedene Kollektionen pro Jahr - made in Kambodscha, Bangladesch und Co. inklusive schlechter Bezahlung, schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Sicherheitsstandards für die Arbeiter*innen. 2012 kamen in Bangladesch bei einem Brand in einer Textilfabrik 117 Menschen ums Leben.

Große Ketten schauen sich die aktuellen Trends von namhaften Designern von den Laufstegen ab und produzieren sie billig nach - das ist nicht nur schädlich für Mensch und Natur, sondern auch Diebstahl von intellektuellem Eigentum. Außerdem leidet auch die Qualität der Produkte - die Kleidung geht meist schon nach kurzer Zeit kaputt und wird weggeschmissen. In Europa werden jährlich 5,8 Millionen Tonnen Kleidung weggeworfen. 75 Prozent davon enden auf der Müllkippe oder werden verbrannt, da das Verbrennen oftmals günstiger ist, als die fabrikneue Kleidung zu recyclen. In der Produktion werden für jede Tonne Stoff 300 Tonnen Wasser verbraucht. Nicht zu vergessen: Oftmals belasten giftige Chemikalien die Arbeiter*innen, das Grundwasser und somit Mensch und Tier auf der ganzen Welt. Die Hersteller*innen von dieser “Wegwerfkleidung” sind einzig und allein ausgerichtet auf Wachstum und Gewinn.
Auch das Material unserer Kleidung ist zum Teil umweltschädlich: Über 70% unserer Kleidung besteht aus billigen Synthetikfasern. Beim Waschen gelangen kleine Teile ins Abwasser und in unsere Meere. Außerdem lassen sich diese Materialien nicht recyclen. 

Öko ist nicht gleich Öko

Aber auch die Ökobilanz eines herkömmlichen Baumwoll-Shirts ist verheerend: Für ein Shirt benötigt man einen Kilo Baumwolle und dafür werden 15.000 Liter Wasser benötigt. Für ein Kilogramm Shirts fällt ein Kilogramm umweltschädlicher Chemikalien an - und dabei ist der CO2-Ausstoß noch nicht mitgerechnet, der bei der Produktion und beim Waschen des Shirts entsteht.  

Was kannst du tun, um dein Kaufverhalten nachhaltiger zu gestalten und dem Trend Fast Fashion entgegen zu wirken?

Du hast sicherlich mehrere Fast Fashion Teile in deinem Kleiderschrank. Schmeiß diese jetzt nicht aber sofort weg, vor allem nicht, wenn du sie eigentlich gerne trägst. Überstürzte Handlungen führen nur dazu, dass dir nachher etwas fehlt und du wieder neue Klamotten kaufst und mehr konsumierst. Versuch lieber, deinen Kleiderschrank Schritt für Schritt von Fast Fashion zu befreien. Trage deine Klamotten aus, wenn sie kaputt sind, dann versuch sie zu reparieren oder ihnen einen neuen Nutzen zu geben. Alte Stoffreste eignen sich zum Beispiel oft gut als Putzlappen. Werde kreativ und upcycle deine Sachen. So bekommen sie automatisch auch für dich eine neue Bedeutung und du nutzt sie bewusster.
Wenn du einige Teile wirklich nicht mehr trägst, sie aber noch gut erhalten sind, dann versuch doch, sie weiterzuverkaufen. Das kann auf Flohmärkten passieren, aber natürlich auch online auf Plattformen wie Kleiderkreisel, Ebay, Shpock, Mädchenflohmarkt usw. Oder du spendest die Teile an deinen lokalen Second Hand Shop. Außerdem kannst du an Kleidertauschpartys teilnehmen oder eine eigene mit deinen Freund*innen veranstalten. 

Darauf solltest du achten

Achte beim Kauf von neuer Kleidung auf bestimmte Labels und Siegel, sodass du dich darauf verlassen kannst, dass die Materialien und Herstellungsbedingungen fair und nachhaltig ablaufen. Am zuverlässigsten sind die Label von GOTS (Global Organic Textile Standard) oder IVN Best vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft. Beide Labels kontrollieren die gesamte Herstellungskette der Modefirmen – vom Anbau der Biobaumwolle bis zum weitgehend rückstandsfreien Produkt. Risiko-Chemikalien sind verboten. 


Achte sonst darauf, woher die Materialien kommen, mit denen die Kleidung hergestellt wurde und wo und unter welchen Bedingungen sie produziert wurde. Versuche die kleineren und örtlichen Läden und Geschäfte zu unterstützen. 

Fashion

Faire und umweltbewusste Slow Fashion bedeutet natürlich auch, dass die Kleidung etwas teurer wird. Aber es lohnt sich: Kaufe weniger, dafür bewusster und nimm dafür etwas mehr Geld in die Hand. Das Ganze führt dazu, dass du viel intensiver über den Kauf eines Produktes nachdenkst und es nur kaufst, wenn du es wirklich brauchst - und dann auch in einer guten Qualität. So respektierst du deine Teile viel mehr und du trägst sie lieber als das 5€-Shirt von einschlägigen Modeketten. Außerdem hast du im Normalfall so mehrere Jahre etwas von dem Kleidungsstück und nicht nur ein paar Monate. Dazu kannst du darauf achten, möglichst zeitlose Teile zu kaufen und deinen eigenen Style zu definieren. So bist du viel selbstsicherer und hast nicht das Gefühl, jeden Trend mitmachen zu müssen. Generell gilt auch hier: Weniger ist mehr. Setze lieber auf Qualität statt auf Quantität, konsumiere bewusster und respektiere deine Kleidung.

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