Italien: Klimawandel als Schulfach?

Der Klimawandel passiert - wie bereiten wir uns darauf vor?

Die Sommer werden heißer und trockener, die Landwirte kämpfen mit der Dürre, in manchen Gebieten gab es monatelang gar keinen Niederschlag, Waldbrände wüten in nie dagewesenem Ausmaß. Das ist kein pessimistisches Zukunftsszenario aus der Theorie, keine fiktive Dystopie, sondern die Zusammenfassung der Klima-Extreme von 2018 und 2019 - und zwar nicht nur in Europa.

Wenn man der großen Mehrheit der Wissenschaftler international glaubt, dann wird dieser Trend nicht nur anhalten sondern sich noch verschärfen. Während wir momentan auch unter diesen erschwerten Bedingungen genügend Lebensmittel produzieren können und ausreichend Trinkwasser haben, wird der Klimawandel in naher Zukunft zum existenziellen Problem für große Teile der Weltbevölkerung werden. Vor allem dort, wo es jetzt schon sehr heiß ist, wird die aufsteigende Temperatur-Kurve ganze Landstriche unbewohnbar machen. Millionen von Menschen werden gezwungen sein, ihre Städte und Dörfer aufzugeben und in kühlere Gegenden zu fliehen, der ansteigende Meeresspiegel wird ganze Inseln und küstennahe Städte unter sich begraben. Nicht nächstes Jahr, nicht in zehn Jahren - aber wer heute Kind ist, wird die fatalen Auswirkungen des Klimawandels noch erleben. 

Die Jungen gehen auf die Barrikaden

So umstritten wie Bewegungen wie "Fridays for Future" und "Extinction Rebellion" in Teilen sein mögen, das vergangene Jahr hat eins ganz deutlich gezeigt: während die Älteren beschwichtigen, abwiegeln und verharmlosen, werden die Jüngeren aktiv. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu spüren bekommen werden. Sie werfen den Älteren vor, die Hände in den Schoß zu legen, weil es sie nicht betrifft und damit sehenden Auges jüngeren Generationen die Zukunft zu nehmen.

Klimawandel als Pflichtfach

Das es auch anders geht, kann man am Beispiel Italiens sehen. Dort kündigte Bildungsminister Lorenzo Fioramonti von der Partei "Fünf- Sterne-Bewegung" (ital. "Movimento 5 Stelle") an, dass sich ab September 2020 alle Schüler 33 Stunden im Jahr mit Themen rund um den Klimawandel auseinandersetzen müssen. Das neue Fach soll verpflichtend für alle Schulklassen sein. 

Auch wenn die "Fünf-Sterne-Bewegung" in der Vergangenheit vor allem mit populistischen Positionen und einer antieuropäischen Haltung auffiel, könnte dieses Beispiel richtungsweisend sein. Denn laut Fioramonti soll das Thema Klima auch in anderen Unterrichtsfächern stärker in den Fokus gerückt werden. Auch Geografie, Mathematik oder Physik sollen künftig mit Blick auf nachhaltige Entwicklung unterrichtet werden, sagte Fioramonti der Nachrichtenagentur Reuters. So könnte man sich, anstatt in Geografie einfach nur über Orte und Länder zu sprechen, beispielsweise den menschlichen Einfluss auf unterschiedliche Gebiete der Erde anschauen. "Das gesamte Bildungsministerium wird verändert, um Nachhaltigkeit und Klima zentral in unserem Bildungssystem zu verankern", so Fioramonti.

Die Opposition dürfte über diesen Vorstoß alles andere als begeistert sein: bereits im September hatte Fioramonti die Wut seiner Kritiker auf sich gezogen, als er Schüler aufforderte, sich an den weltweit stattfindenden Schulstreiks zu beteiligen.

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